So, hier folgt nun mein Bericht von der Tour de Walter. Den Artikel aus dem Walter Magazin kann ich hier aus Copyrightgründen nicht posten, aber den kann man sich in 2 Minuten googlen beschaffen 
In dem Magazin berichtete der Walter Röhrl über mehrere Seiten eine Tour, die in Freiburg beginnt und in Sanremo endet. Ich las das mitten in der Pandemie und hatte sofort Hummeln im Arsch. In unserer Gruppe fahren wir schon einige Jahre Touren, auch schon mehrtägig. Aber weiter als Stilfser Joch und Lago Maggiore gings noch nie. 2024 hatten wir als Gruppe unser 10 Jähriges und so passte alles zusammen. Funkgeräte geladen, schlecht geschlafen, los gehts:
Hier die grobe Übersicht:
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Ende Juni ging es los, wir fuhren die A5 bis kurz hinter Basel, da wir den Schauinsland und das Wiesental nun wirklich in und auswendig kennen. Für uns begann die Tour also eigentlich in St Ursanne, dem Einstieg ins Doubs Tal. Und man glaubt es kaum, gerade eben noch Basel und CH Autobahn - jetzt plötzlich die automobilen 80er Jahre. Komplett leer, saugeil zu fahren. Mal kurz die Vorstellungsrunde der Autos: E30 mit M52B28, E46 M3, F83 M4, F87 M2C, F87 M2CS, G82 M4.
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Es war der bisher heißeste Tag des Jahres und wir habens im Doubs Tal scho zünftig laufen lassen. Das ganze plätscherte so dahin bis zum berühtem Rallyeort Mouthe, unserem ersten Tankstop. Zum Thema tanken komm ich später nochmal.
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Mittagessen war über die ganze Tour eine Herausforderung, da die Franzosen ja etwas andere Arbeitszeiten als wir. Im Badischen sagt man: Firma Rast&Ruh, vormittags geschlossen, nachmittags zu. Aber das ein- oder andere Törtchen wurde dennoch erlegt:
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Es plätscherte so dahin bis Pontarlier, das Doubs Tal ist auf jeden Fall ein absoluter Tipp! Nach Pontarlier gings ins Jura nauf, bis zum Col de Landoz und dann im Jura entlang bis zum Col de Menthieres. Alles herrlichst zu fahren und absolut leer. Je länger wir fuhren, desto geiler wurde es.
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Nach dem Menthieres gings ins Tal Richtung Hotel in Rumilly. Abends mitnander die ein- oder andere Hopfengranate gezündet und Länderspiel geguckt. Kleine Hotels in Frankreich sind eine Sache für sich, aber kochen können die.
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Über Nacht hats sehr stark geregnet, wir haben alle geschlafen wie die Steine. Am nächsten Morgen klarte es etwas auf und es ging an die zweite Etappe. Die hatte direkt zum Start eine Monte-Carlo Bergprüfung zu bieten, sehr fein zu fahren. Wieder komplett leer, oben aber sehr neblig und sehr kalt.
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Von La Feclaz gin es runter nach Aix Les Bains, wo wir am Bahnhof von Passanten angefeuert wurden, wir sollen Drehzahl geben und n Burnout machen. Man kann sich vorstellen, wie man als geprügelter deutscher Autofahrer dumm aus der Wäsche geguckt hat. Generell ist uns das sehr aufgefallen auf der gesamten Tour: 6 Laute BMWs? Die Franzosen geben den Daumen hoch, winken und freuen sich. Man kam sich vor wie auf einem anderen, freundlicheren Planeten. Es ging bis Chambery und dann in die Chartreuse, bis Grenoble. War im Doubs-Tal tags zuvor noch Platz ohne Ende, wurden die Straßen und Schluchten jetzt immer schmäler. Eine Mordsgaudi. In Grenoble haben wir uns bei Mäcces ein paar Burger hinters Fressbrett gezimmert und gegenüber die Autos getankt. Die Hitze war heftig. Ich hatte im Kofferraum unter dem Transportnetz eine Kiste Mineralwasser deponiert, in weiser Voraussicht. Im Handschuhfach und in der Mittelarmlehne lagerten Nüsse und Landjäger, ich war also ausgerüstet. Das mit den Nüssen war ne fantastische Idee, bis zu einer französischen Bodenwelle. Ein kurzer Moment der Schwerelosigkeit und eine Wolke aus Nüssen um mich herum. Ich hab noch Wochen später Nüsse in irgendwelchen Spalten gefunden.
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Die Strecken wurden jetzt wirklich spektakulär. Es ging durch Tunnel mit Naturwänden, ohne Beleuchtung, durch Schluchten und über Landstraßen auf denen 2x die Woche jemand fährt. Im Naturpark Vercours fuhren wir, ohne es zu wissen, über eine Hochebene. Saftige Wiesen, winkelige Landstraße, herrlich. Dann kam ein ganz neuer, kerzengerader Tunnel am Col de Rousset und danach raubte uns der Blick jeglichen Atmen. Tatsächlich hat von der Szene niemand ein richtiges Bild gemacht, weil wir alle so fassungslos waren. Am Funk herrsche Stille.
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Wir wollten durchziehen bis Gap, also ging es runter nach Die und dann über Glandage nochmal über einen Pass. Es war so schön, dass ich gar nicht weiß wie ich Euch das treffend beschreiben soll. Aber: Die Strecken waren auch nicht so, wie man es als Deutscher erwarten würde. Nicht vom Zustand, den erwähne ich später, der war gut. Aber sie waren so klein und nicht beschildert wie ein Wirtschaftsweg bei uns.
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Der geneigte Leser wird merken: Das war ein langer Tag. Es war eine Hitze dass die Schnecken bellen, es waren 350km kleine französische Landstraßen und ohne gescheites Mittagessen. Die letzten 60km bis Gap zogen sich wie Kaugummi, wir waren alle völlig fertig. Das Hotel empfahl uns ein Restaurant in der Nähe und was soll ich Euch sagen: Ich hab n halbes Schwein auf Toast bestellt.
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Der vierbeinige Staubsauger des Wirtes kümmerte sich um alles was vom Tisch fiel. Beim Essen hörten wir den unverwechselbaren Sound von ein paar Kärchern in der Nähe. Google Maps bestätigte unseren Verdacht: Auf der anderen Seite der Straße hinter den Bäumen ist eine Autowaschanlage. Nach dem Essen sind wir da noch rüber um die Autos zu waschen. Die sahen wirklich aus wie nach einer Rallye - und wir hatten gerade erst die 2. Etappe hinter uns gebracht. Als wir im Dunkeln zur Waschanlage kamen, stellen wir ernüchtert fest, dass der Jeton-Wechsler leer war. Da kam ein älterer Suzuki Vitara auf den Hof gefahren und eine sehr kleine Dame stieg aus. Sie sprach mich auf Französisch an und wollte wissen, wie viel ich wechseln möchte. 30€. Sie nahm die 30€ und ging.

Ich stand da so und dachte.. joa.. gut.. ich sehs als Entwicklungshilfe oder so. Nur aus resignierender Neugierde ging ich ihr nach. Sie ging zu einem kleinen Gebäude ums Eck von der Waschanlage und schloss einen Laden auf. Innen sah ich im fahlen Licht ein großes Wandregal. Die unteren 3 Etagen davon waren voll mit Meguiars und Sonax Produkten. Ich begriff, dass die Dame die Besitzerin der Waschanlage war. Einer aus der Gruppe stieß zu mir und fragte mich, ob sie mit dem Geld jetzt abgehauen ist. Nee, scheinbar ist das ihr Laden hier - aber guck mal da rein auf das Regal oben. Das oberste Regalbrett war ÜBERVOLL mit Pokalen. Motorsportpokalen. Dutzende.
Sie kam wieder raus und gab mir einen Haufen Jetons, die ich an meine Kumpels verteilt habe. Also haben wir da nachts die Karren gewaschen. Ich hatte noch nie so guten, festen Schaum an einer Waschbox.
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Einer von uns verwendete die vollautomatische Waschanlage, bei der direkt noch eine Lichtershow abging:
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Als ich fertig war und mein Auto abgetrocknet habe, erkläre mir die Dame dass ihre ganze Familie Rallyesport betreibt. Ihr Sohn ist sogar schon 3x bei der Monte Carlo gestartet. Sie selbst fuhr einen selbst umgebauten Evo 9.
So standen unsere Mühlen dann frisch gewienert vor dem Hotel in Gap:
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So, und damit beende ich den überlangen Monsterpost mal
Das liest doch keiner. Beim scrollen verhungert, Mausrad glüht. Wenn Interesse bestehen sollte, erzähl ich die weiteren Etappen die Tage mal. Danke für Eure Aufmerksamkeit!