Einen neuen fahrbaren Untersatz sein Eigen zu nennen, ist für sehr viele von uns
so ziemlich das Höchste.
Ja ok, da gibt es noch was, aber das ist weniger nachhaltig - semi-intensiv -
ich nenn es mal so..
Was machte man also, wenn der Wunsch nach einer neuen Mobilität einen schier erdrückte ?
Man prüfte seine Finanzen - das war bei mir meistens schnell gemacht,
denn wo nichts zu finden ist, gibt's auch nicht viel zu checken.
Es ging die Story um, dass die Verwandtschaft oft solvent sei,
also zwang man denen ein lockeres Gespräch auf - in netter Form, versteht.
Tatsächlich: "a bissl wos geht allerweil."
Doch so richtig hatte ich in meiner wilden Phase nur einen verlässlichen Verbündeten.
Meine Mutter
Die wußte haargenau, was ihren Filius so richtig happy machte -
und wenn ich selig war, dann war sie es auch.
Die Pläne waren ja meist früher geschmiedet, als die Piepen zusammengekratzt..
Es war 1980, ich hatte nach vielen fahrbaren Grusel-Untersätzen, endlich auch ein richtiges Auto.
Einen BMW1502, leicht gepimpt, ein Eyecatcher.
Dem gingen mit 75 Pferdchen zwar kaum die Gäule durch, dafür um so mehr, diverse Blechteile.
Bitter, sehr bitter, also - time to worry - time to go.
Man bewegte sich dann schon Freitagnacht Richtung Hauptbahnhof und zog sich die erste Samstagsausgabe.
Riesiger Annoncenbereich, seitenlang - einen Augenschmaus,
bei dem die Ernüchterungen nicht lange ausblieben, wenn man den Preis gelesen hatte.
Egal, das war ein geiles Spielchen, was mich wochenlang faszinierte.
Immer häufiger fielen mir externe Vermittler auf, die Halb-und Jahreswagen vermittelten.
Natürlich BMW, da lag der Fokus drauf - von Alfa war ich kuriert - auch sonst - nö, lass ma.
Im Frühjahr 80 hatte ich Kontakt zu einem Vermittler im Landkreis München aufgenommen.
Geschnallt, wo der sitzt und wie ich dort verletzungsfrei und ohne ausgeraubt zu werden hinkomme.
Ja Landkarten war das Stichwort und Fahrpläne der Deutschen Bundesbahn.
Ticket nach München besorgt und mich dort - just in Time - abholen lassen.
Mein Vater lebte damals in der Gegend.
Dann sind wir zwei bei Kaiserwetter in die bayrische Pampa gegondelt, zu einem urigen Bauernhof,
auf dem der Vermittler ansässig war.
So wie ich mir, trübes Nordlicht, das schöne Bayern immer ausgemalt hatte.
Tolles Wetter, die prallen Kerzen auf den Kastanien, sattgrün und alles stand in voller Blüte.
Ich weiß jetzt nicht mehr, ob ich das so genossen habe, wie es jetzt rüberkommt.
Möglich, dass ich viel zu aufgeregt war, das hatte nämlich noch einen weiteren Grund.
Auf dem großen Grundstück, gepflegt, weißer Kies, aber nicht abgedreht, einfach urig,
standen etwa zehn Fahrzeuge. Fast alle taufrisch und durch die Bank von BMW.
Die Isetta fehlte nicht, aber ich wollte schon etwas höher hinaus.
Außerdem mag ich Schaltung nur rechts.
Ich werde nie vergessen, wie begeistert ich von dieser Atmosphäre war.
Jetzt kam der Hausherr aus dem Bauernhaus und begrüßte uns mit donnernder Stimme.
Ah die zwei Nordlichter - oder hat er Preiß'n gesagt ? Ich weiß es nicht mehr.
Das war eine Hirte von Mannsbild, seine Frau kam mit einem XXL- Tablett
und auch der Familienhund hatte die Ehre.
Es war zumindest meine allererste Bayrische Original-Brotzeit.
Dazu ein kühles Weißbier - ich glaub' es war ein Hopf. Sauber, so was gemütliches, aber auch.
Doch ich hatte eine etwas zugeschnürte Kehle, weil es ja nun losgehen sollte.
Da kam es mir sehr gelegen, das die älteren Herrschaften am Ratschen warn,
so konnte ich mit meinem Vorsortieren beginnen.
Dort standen vorwiegend Dreier-Modelle - höher wär ja eh nicht gegangen,
doch plötzlich kam eine vorher nicht ernsthaft angedachte neue Variante ins Spiel:
Die Geburt einer bis heute nicht enden wollenden Liebe:
BMW - Sechszylinder.
Da waren dann zwei Fahrzeuge zur Auswahl, die es werden konnten:
preislich zwischen 15400,- und 17000,- Taler - DM, allerdings.
Ich hatte 17000,- dabei, wollte jedoch die Hosen nicht bis auf die Knöchel runterlassen.
Dann war da noch die Farbe: grün, oder kastanienrot-metallic.
Mein Gehirn tickerte, links, rechts, oder doch - all in, oder etwas zurück behalten.
Wäre ich in der Schule immer geistig so fix und ausgeschlafen gewesen,
wie an diesen Spätvormittag, hätte ich mich hier Professor QP240 genannt.
Egal - nun muss es seitdem auch ohne Titel gehen.
Ich hatte immer noch Muße allein das Auto anzuhimmeln. Klar war, es wird der Rote -
15400 waren aufgerufen, also arbeitete mein kleiner Rechner, was denn vielleicht geht -
als Nachlass, oder Schmankerl.
Das Auto hatte schicke Alu's drauf, 185er und völlig uncoole Schmutzfänger - ringsum.
Jungfräulich sah die Chaise ja auch aus, kaum den Hauch von gebrauchten Spuren.
Also, kein Problem, diese Gummilappen, kann man ja ratzfatz abnehmen.
Dann habe ich einen detaillierten 360 Grad View gemacht.
Außen, alles bueno, und innen eigentlich auch. Der roch noch, neu, wie aus dem Laden.
Wenn da nicht so ein Billig-Kaufhaus-Radio das Armaturenbrett verunstaltet hätte.
Lala, Pop&Rock/Beat-Music ist mein zweites großes Steckenpferd,
also kannte ich mich mit den damals angesagten Radio/Cassetten Recordern ganz gut aus.
Clarion, Kenwood, Sony waren nice, das hier war ein Popelteil, vom Grabbeltisch,
der einzige dunkle Fleck bisher auf dieser schicken Weste.
Also geguckt, welche Geräte in den anderen Fahrzeugen waren - ein Blaupunkt Essen steckte in einem .... wenn der große bayrische Mann da mitspielen würde ....
Der ruhte in sich und war im Gegensatz zu mir ja so cool und souverän.
Wir wurden sehr schnell einig, sein Sohn, hat die beiden Geräte getauscht,
ich, den Kaufvertrag gecheckt und unterzeichnet und hatte plötzlich ein fast neues Auto
mit einem Dingolfinger Kennzeichen.
Mein Vater hat mit einem Augenzwinkerer noch etwas am Preis gedreht - bingo.
Es war ein Erlebnis was einige Male in der Theorie von mir durchgespielt war -
es wurde in der Praxis bei weitem noch getoppt.
Ganz wesentlich zu erwähnen, auch mein unbeschwerter Optimismus - damals.
Ich bin ein Musik-Fan. Also habe ich vor Antritt der Zugfahrt nach Bayern,
einige meiner selbst-bespielten Lieblingscassetten eingepackt, incl. eines Reinigungsbands.
Wie konnte ich so sicher sein a: überhaupt ein Auto zu finden und b:
dass meine Cassetten zum Einsatz kommen.
Wir haben dann noch zwei Tage gemeinsam in München verbracht.
Dort hat man mir den Englischen Garten, den Nockherberg und einige andere special places gezeigt.
Doch ganz ehrlich: war alles gut und nett gemeint - ich wäre schon am Liebsten gleich am nächsten Morgen aufgebrochen, um endlich das tolle, neue Auto auszuprobieren.
Der Montag war dann einer meiner schönsten Autofahrten ever: allein, nur den Fokus auf den BMW, ein 320/6 E21, mit 122 PS und gepaart mit meiner Lieblingsmusik.
Damals, wie noch heute, u.a. mit SAGA IN CONCERT.
Der bayrische Jungmann, der die Radios getauscht hat, gab mir einen ovalen Aufkleber mit:
den Text will ich Euch nicht vorenthalten:
Die komplette Kassettensammlung gibt es noch - manchmal kommt sie sogar zum Einsatz -
da entsteht dann leider auch ne Menge Wehmut - da geh' und muß ich durch - passt scho ....
40 Jahre - 4 volle Jahrzehnte - wo ist die Zeit geblieben ?