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Hallo liebe M2-Community,
in den letzten 12 Monaten habe ich viele Erfahrungen und mehrere Tausend Kilometer sowohl mit dem DKG-M2 wie auch mit dem Handschalter-M2 sammeln können, welche den einen oder anderen Leser interessieren könnten, insb. die, welche gerade vor einer Kauf- und Getriebe-Entscheidung stehen.
Der M2 ist bei mir ein reines Spass-Auto. Demzufolge ist der Fokus des Berichts auf Emotionen, also auf HÖCHST SUBJEKTIVEN Wahrnehmungen und erhebt natürlich keinerlei Anspruch auf Allgemeingültigkeit.
Meine Geschichte:
Mein seit Jahren bestehender Wunsch eines Spaß-Zweitwagens sollte im Juli 2018 endlich in Erfüllung gehen: Der M2 könnte es werden, das erste gerade so bezahlbare Modell auf dem Markt, das ich kennengelernt habe, welches meinen Ansprüchen an Sportlichkeit und insb. Querdynamik genügen könnte, und dabei gleichzeitig meine extrem langen XXL-Haxen unterbringt. Zunächst war für mich klar: Ein Handschalter musste her. Jedoch war eine länger dauernde Test-Gelegenheit des HS-M2 partout nicht auffindbar, so mietete ich einen DKG. Resultat: Es war sofort um mich geschehen, ich war hin und weg vom M2 in kurvigem Gelände! Er war zudem so flink, dass ich mir nicht vorstellen konnte, auch nur ansatzweise manuell schaltend hätte mithalten können (ein Irrtum, wie sich später herausstellte). Sorgen machte mir auch ein etwaiges Schalt-Turbo-Loch und ein vom Vorbesitzer überdrehter Motor. So schlug ich innerhalb weniger Tage bei einem netten Münchner Privatverkäufer und Auto-Liebhaber zu und übernahm seinen grauen LCI M2 DKG.
Nach anfänglicher totaler Begeisterung von Durchzug und Fahrdynamik des DKG-M2 konnte ich nach verstrichenen 2-3 Monaten nicht mehr verdrängen, dass es abseits kurviger Spaßregionen wie der Schwäbischen Alb nach dem 10. mal Durchbeschleunigen irgendwie fad wird. Obendrein kam diese permanente Bevormundung durch das Getriebe, selbst wenn es im manuellen Modus betrieben wurde (Erklärung siehe unten). Dies wurde mir vorallem immer dann klar, wenn ich in meinen Daily eingestiegen bin: Ein Golf 4 aus dem letzten Jahrtausend. Tatsächlich machte mir ein über 20 Jahre alter 1,4l-Karren bewusst, wie unverzichtbar Knüppel und drei Pedale sind. Abseits von Autobahn und kurvigen Strecken macht mir der Golf (500 Euro) definitiv mehr Spass wie der DKG-M2 (50000 Euro). Durch das Automatikgetriebe wird nicht nur der Schaltknüppel "weg-optimiert", sondern es bringt vielschichtige Entbehrungen mit sich, welche sich im Golf plötzlich als auffälliger Zugewinn bemerkbar machten: Das Perfektionieren von Anfahren, Schalten und Zwischengas, ich führe alles direkt, sofort und aktiv aus, man fährt komplett selbst. Die Pedale steuern 1:1 ihre jeweilige Fahrzeug-Komponente, alle Reaktionen sind genau vorhersagbar. Zustände von Getriebe und Kupplung sind erfühlbar, der Blick bleibt nach draussen gerichtet. Ich habe alle Freiheiten in allen Lebenslagen, kein Vormund, der mir auf die Finger klopft. Elementar ist auch die Mechanik der Bedienung mit vollem Körpereinsatz, also Aspekte wie Bewegungsabläufe, Koordination, Haptik und Sensorik. In Kombination führt alles in allem dazu, dass sich das Auto anfühlt wie ein Teil von dir.
Mir ist es mit jedem Umsteigen vom M2 in den Golf klarer geworden, was ich eigentlich schon immer wusste: Nur Handschalter-Fahren ist für mich echtes erfüllendes Autofahren.
So habe ich mich im Frühjahr 2019 mit dem Handschalter-M2 näher beschäftigt. Und hier half alles Theoretisieren nichts, es musste getestet werden. Meinem sehr netten privaten Verkäufer Denny möchte ich hiermit nochmals ausdrücklich danken. Er hatte mir etwas ermöglicht, was kein gewerblicher Verleih oder Verkäufer anbot: Er vertraute mir allein sein heiligs Blechle, seinen HS-M2 an für eine mehrstündige Probefahrt. Die Fahrt war dann jedoch kurz, da der Wechsel auf HS-M2 schnell entschieden war. Ich hatte das Glück, dass ich noch etwas auf der hohen Kante hatte, um seinen M2 LCI HS direkt zu kaufen, noch bevor der DKG verkauft wurde.
Nach nun fast 3 Monaten und 2000km Handschalter-M2 ist für mich klar: Es war mit Abstand die beste Entscheidung, den Stress und Risiko des Kaufs und Verkaufs auf mich zu nehmen. Die neue Spaßmaschine hat mich in dieser ganzen Zeit mental total vereinnahmt wie ein kleines Kind, obwohl er nur in der Freizeit bzw. am Wochenende bewegt wurde. Der HS-M2 ist um Größenordnungen geiler! Beide Arme und beide Beine arbeiten, spüren das Fahrzeug und verwachsen mit ihm. Da macht selbst Geradeausfahren oder durch die Stadt eiern richtig Bock. Das Teil fühlt sich zudem komplett anders an als der DKG-M2: Wie eine wilde schnaubende (=Kupplungs-Geräusch) Bestie, die gezähmt werden will. Mit etwas Erfahrung gelingt das zähmen auch wunderbar. Man kann ihn fast so schnell schalten wie einen DKG und hat dann gefühlt 0,0 Ladedruck-Verlust oder verzögerte Gasannahme (und dabei 30kg leichter, vllt. auch effizienter?). ABER: Etwas ganz essentielles bleibt dennoch erhalten: DIE ZUG-UNTERBRECHUNG! Und die braucht es auch für den maximalen Spass! Sie bewirkt, dass man den Schub besser wahr nimmt. Bei jedem Schaltvorgang merkst du (und dein Beifahrer) durch eine kurze "Re-Kalibrierung", wie krass der Karren schiebt, da reichen selbst 200ms Beschleunigungs-Pause. Das fehlt beim DKG: Er zieht konstant, man gewöhnt sich derweil etwas an die Kräfte und es wird langweiliger, so zumindest mein persönlicher Eindruck. Der Sport+ DKG-Ruck ist viel schwächer und geht in die falsche Richtung.
Vor wenigen Tagen hatte ich nach zwei Monaten DKG-Abstinenz eine letzte DKG-Fahrt unternommen, bevor er verkauft wurde. Das war erneut ein Eye-Opener. Er war nach der langen HS-Zeit anders als ich ihn in Erinnerung hatte: Noch schlimmer! Das Bus-Fahren- oder Beifahrer-Gefühl war prominenter. Diesmal fehlte etwas ganz gewaltig, und ich assoziierte im ersten Moment eine Amputation . Das perfekte Automatenschalten war steril und unspektakulär. Lenken, Gasfuß wippen und Knöpfchen drücken war noch übrig, das typische Playstation-Gefühl, wie man so schön sagt.
Das Dumme war nur: Dies war eine Demo-Fahrt, auf dem Beifahrersitz saß ein Kaufinteressent! Mir war total unwohl, denn ich wollte mir natürlich nichts anmerken lassen. Gute Miene zum bösen Spiel ist total gegen meine Natur bzw. Ehrlichkeits-Anspruch. Das habe ich aber irgendwie hinbekommen, denn er hat am Ende zugeschlagen. Mann, war das unangenehm. Niemals im Leben werde ich gewerblicher Verkäufer!!!
PS: Der Wagen war in absolutem top Zustand, bis auf den bauartbedingten Mangel des fehlenden Knüppels, welchen ich nicht verschwiegen hatte.
Meine Empfehlung für jeden Kauf-Interessenten:
Wer das Auto primär kauft, um Fahrspass zu haben jenseits des Berufsverkehrs, und wer nicht abgeneigt ist gegen Arbeit, Anspruch und Verantwortung, sollte UNBEDINGT den HS LÄNGERE Zeit (mind. mehrere Stunden) testen, sich an alles gewöhnen, und möglichst direkt im Anschluss selbiges mit dem DKG machen (BMW-On-Demand vermietet in München günstig stundenweise, leider nur DKGs). Macht euch einen Test- und Routen-Plan, damit ihr nichts vergesst. Anregungen, auf was zu achten ist, gibt es genug im Forum.
Bei geplantem Einsatz auf Rennstrecke: Rennstreckenerfahrung habe ich bisher nur wenig und nur auf dem Hockenheimring. Da war das Selbst-Schalten tatsächlich Peanuts und vermutlich ebenfalls ein Spass-Zugewinn vs. DKG (ungetestet mit DKG). Auf anderen Rennstrecken mag das DKG dann überlegen sein, wenn der Fahrer entweder ungeübt im Schalten ist und in der Hektik wenig Bock drauf hat, oder seinen Fokus auf das Sich-Messen mit DKG-Fahrern legt. Lastwechsel in Kurven mag auch ein Thema sein. -- Das sind alles mehr Vermutungen wie Erfahrungen.
Die markantesten Handschalter-Eigenheiten:
Rev-Matching: Automatisches Zwischengas mag dem einen oder anderen gefallen. Auf der Rennstrecke am ehesten sinnvoll. Kann via Coding deaktiviert werden, zusammen mit automatischem Gas (Achtung: Möglicherweise nur mit älteren SW-Ständen)
Automatisches Gasgeben beim langsamen Anfahren: Mag dem einen oder anderen gefallen. Kann via Coding deaktiviert werden, zusammen mit Rev-Matching (Achtung: Möglicherweise nur mit älteren SW-Ständen).
Verzögerte Gasannahme nach dem Schalten, vermutlich Bauteileschutz. Dies ist zur Zeit mein Haupt-Kritikpunkt am HS. Kann umgangen werden durch entweder extrem schnelles Schalten, Ausdrehen bis über 6000, oder Chip-Tuning (lt. Aussage eines professionellen Tuners mir gegenüber).
Vorteile Handschalter (im Hinblick auf ein reines Spass-Fahrzeug abseits der Pflichtstrecken):
DKG: Für viele Geschmäcker weniger Emotionalität, für manche Gemüter signifikant weniger!
HS: Für viele Geschmäcker mehr Emotionalität, siehe ein Extrem-Beispiel unter "Meine Geschichte" oben.
DKG: Mehrgewicht, ggf. weniger Effizienz (Vermutung, DKG braucht Kühler, man korrigiere mich, mit Quellenverweis).
HS: Höhere maximal-Beschleunigung beim HS spürbar. Vielleicht auch nur Placebo, oder Leistungs-Streuung.
DKG: Mehr Komplexität, mehr Elektronik. DKG hat bei mir einmal rumgespackt (mit alter SW von Ende 2017).
HS: Nur einfache Mechanik.
DKG: Blick aufs Kombi notwendig: Welcher Gang ist drin? Welcher Fahrmodus ist gewählt? Knöpfchen geben leider kein Feedback!
HS: Anfassen reicht. Das Kombi darf gerne ausfallen
DKG: Anfahren: Immer gleich, mit niedriger Drehzahl. Langweilig und anspruchslos. Initiale Beschleunigung teils schwierig zu dosieren, je nach Fahrmodus.
HS: Anfahren: Ein Traum Anfahren mit Schlupf / Quietschen möglich
DKG: Bevormundung: Nach Motorstart schnell anfahren: Es wird Geduld erwartet. Das DKG entscheidet, wann es los geht. Habe ich es eilig, kommt es vor, dass es meinen sehr kurz nach dem Anlassen gegebenen Vorwärtsgangbefehl überhört.
HS: Blick bleibt nach draußen gerichtet, Motorstart, Kupplung kommen lassen, rollt sofort.
DKG: Bevormundung: Rangieren: Es wird Geduld erwartet. Rückwärtsgang einlegen nach Vorwärtsfahrt dauert teilweise eine gefühlte halbe Ewigkeit (für meine Ansprüche). Vorwärtsgang nach Rückwärtsgang geht nur, wenn man brav Pfötchen aufs Bremspedal gibt.
HS: Rangieren ist regelrecht ein Genuss!
DKG: Bevormundung: Nach einem kurzen Sprint schnell Hochschalten von mehreren Gängen mit klick-klick-klick-klick bzw. Gänge überspringen geht nicht. Das Getriebe lässt sich dann ca. 5s Zeit, deine Knopfdrücke gemächlich abzuarbeiten (Mehrfach-Runterschalten geht aber immer super schnell).
HS: Man hat alles im Griff.
DKG: Bevormundung: Es schaltet trotz manuellem Modus selbst runter wenn untertourig. Das ist nicht deaktivierbar (der normale M2-User ist ja auch ein DAU, den es gegen seinen Willen zu beschützen gilt vor den verheerenden Folgen).
HS: Man hat alles im Griff.
DKG: Bevormundung: SEHR NERVIG: Niedertouriges Fahren innerorts wird verboten, aber nur im manuellen Modus: Hochschalten unterhalb 1400 RPM funktioniert dann nicht. Hochschalten in der Stadt ist somit Glücksspiel, oder man starrt immer auf den Drehzahlmesser. Mann MUSS auf Automatik (D) wechseln, um höher zu schalten und schön niedertourig zu rollen. Dann sollte man aber das aktivierte "D" nicht vergessen, wenn man mal beherzt aufs Gas latscht um lediglich Drehmoment aufzubauen, sonst ist man schnell der akustische Mittelpunkt des Geschehens.
HS: ICH entscheide über die Gänge, zu 100%!
DKG: Bevormundung: Ausrollen: Man muss auf der Bremse stehen bis er ganz zum Stillstand gekommen ist, ausrollen is nich, wenn man nicht auf N schalten will. Schaltet man aber auf N und kommt zum stehen, erwartet mein Beschützer, dass ich meinen Fuß zunächst aufs Bremspedal bemühe, um wieder losfahren zu dürfen.
HS: Ausrollen: Bremsdruck kontinuierlich zurück fahren, kuppeln, die letzten Meter frei ausrollen (meine Angewohnheit an Ampeln). Anschließend nach Herzenslust schalten und walten, ohne Brems-Pflicht.
DKG: Rollen mit abgestelltem Motor: Um den Wagen ein paar cm zu rollen, etwa um Standplatten zu vermeiden, muss der Motor gestartet werden. Kurzer Kaltstart ist nicht sehr förderlich für den Motor, oder für halb-leere Batterien im Winterschlaf.
HS: Gang raus, schieben.
Vorteile DKG (im Hinblick auf ein reines Spass-Fahrzeug abseits der Pflichtstrecken):
DKG: Schutz vor Überdrehen des Motors, oder andere Schaltfehler.
HS: Durch Verschalten kann der Motor überdreht und so beschädigt werden. Gebrauchtwagenkauf: Vermutlich kann via Fehlerspeicherauszug ermittelt werden, ob der Vorbesitzer Mist gebaut hat. Ob das zuverlässig ist, kann ich nicht sagen. Man sollte sich die Fehlerspeicherhistorie anschauen, um eine Löschung zu erkennen.
DKG: 4.3s von 0 auf 100 durch jeden Fahranfänger
HS: 4.5s von 0 auf 100 durch einen HS-Experten
DKG: Für manche Fahrer ein Vorteil, für andere ein Nachteil: Deutlich einfacher zu bedienen, etwa auf komplexeren Strecken bei sehr sportlicher Gangart
HS: Für manche Fahrer ein Vorteil, für andere ein Nachteil: Kann anspruchsvoll werden, etwa auf komplexeren Strecken bei sehr sportlicher Gangart
DKG: Extrem entspanntes Cruisen möglich (falls man Spass daran hat).
HS: Mehr körperliche Mitarbeit notwendig.
DKG: Man kann gleichzeitig an der Freundin rummachen, während man die anderen Verkehrsteilnehmer abhängt.
HS: Man muss sich entscheiden.
Mein Fahrerprofil:
- 300-400tkm Fahrerfahrung, leidenschaftlicher Autofahrer, meist HS, selten Automat, unfallfrei
- Aus beruflichen Gründen verschiedene Fahrertrainings
- Schon immer HS-Liebhaber, seit kurzem HS-Fundamentalist
- ca. 5000km DKG-M2 LCI als Freizeit-Fahrzeug, viel Landstrasse, wenig Stadt oder Autobahn
- ca. 2000km HS-M2 LCI als Freizeit-Fahrzeug, viel Landstrasse, wenig Stadt oder Autobahn, Rennstrecke
- immer sportlich unterwegs, auch zum Einkaufen Ideallinie und inzwischen Heel-Toe-Übungen
PS: Videos sagen mehr als 1000 Worte - So fährt Luke einen HS-M2 auf der Nordschleife:
in den letzten 12 Monaten habe ich viele Erfahrungen und mehrere Tausend Kilometer sowohl mit dem DKG-M2 wie auch mit dem Handschalter-M2 sammeln können, welche den einen oder anderen Leser interessieren könnten, insb. die, welche gerade vor einer Kauf- und Getriebe-Entscheidung stehen.
Der M2 ist bei mir ein reines Spass-Auto. Demzufolge ist der Fokus des Berichts auf Emotionen, also auf HÖCHST SUBJEKTIVEN Wahrnehmungen und erhebt natürlich keinerlei Anspruch auf Allgemeingültigkeit.
Meine Geschichte:
Mein seit Jahren bestehender Wunsch eines Spaß-Zweitwagens sollte im Juli 2018 endlich in Erfüllung gehen: Der M2 könnte es werden, das erste gerade so bezahlbare Modell auf dem Markt, das ich kennengelernt habe, welches meinen Ansprüchen an Sportlichkeit und insb. Querdynamik genügen könnte, und dabei gleichzeitig meine extrem langen XXL-Haxen unterbringt. Zunächst war für mich klar: Ein Handschalter musste her. Jedoch war eine länger dauernde Test-Gelegenheit des HS-M2 partout nicht auffindbar, so mietete ich einen DKG. Resultat: Es war sofort um mich geschehen, ich war hin und weg vom M2 in kurvigem Gelände! Er war zudem so flink, dass ich mir nicht vorstellen konnte, auch nur ansatzweise manuell schaltend hätte mithalten können (ein Irrtum, wie sich später herausstellte). Sorgen machte mir auch ein etwaiges Schalt-Turbo-Loch und ein vom Vorbesitzer überdrehter Motor. So schlug ich innerhalb weniger Tage bei einem netten Münchner Privatverkäufer und Auto-Liebhaber zu und übernahm seinen grauen LCI M2 DKG.
Nach anfänglicher totaler Begeisterung von Durchzug und Fahrdynamik des DKG-M2 konnte ich nach verstrichenen 2-3 Monaten nicht mehr verdrängen, dass es abseits kurviger Spaßregionen wie der Schwäbischen Alb nach dem 10. mal Durchbeschleunigen irgendwie fad wird. Obendrein kam diese permanente Bevormundung durch das Getriebe, selbst wenn es im manuellen Modus betrieben wurde (Erklärung siehe unten). Dies wurde mir vorallem immer dann klar, wenn ich in meinen Daily eingestiegen bin: Ein Golf 4 aus dem letzten Jahrtausend. Tatsächlich machte mir ein über 20 Jahre alter 1,4l-Karren bewusst, wie unverzichtbar Knüppel und drei Pedale sind. Abseits von Autobahn und kurvigen Strecken macht mir der Golf (500 Euro) definitiv mehr Spass wie der DKG-M2 (50000 Euro). Durch das Automatikgetriebe wird nicht nur der Schaltknüppel "weg-optimiert", sondern es bringt vielschichtige Entbehrungen mit sich, welche sich im Golf plötzlich als auffälliger Zugewinn bemerkbar machten: Das Perfektionieren von Anfahren, Schalten und Zwischengas, ich führe alles direkt, sofort und aktiv aus, man fährt komplett selbst. Die Pedale steuern 1:1 ihre jeweilige Fahrzeug-Komponente, alle Reaktionen sind genau vorhersagbar. Zustände von Getriebe und Kupplung sind erfühlbar, der Blick bleibt nach draussen gerichtet. Ich habe alle Freiheiten in allen Lebenslagen, kein Vormund, der mir auf die Finger klopft. Elementar ist auch die Mechanik der Bedienung mit vollem Körpereinsatz, also Aspekte wie Bewegungsabläufe, Koordination, Haptik und Sensorik. In Kombination führt alles in allem dazu, dass sich das Auto anfühlt wie ein Teil von dir.
Mir ist es mit jedem Umsteigen vom M2 in den Golf klarer geworden, was ich eigentlich schon immer wusste: Nur Handschalter-Fahren ist für mich echtes erfüllendes Autofahren.
So habe ich mich im Frühjahr 2019 mit dem Handschalter-M2 näher beschäftigt. Und hier half alles Theoretisieren nichts, es musste getestet werden. Meinem sehr netten privaten Verkäufer Denny möchte ich hiermit nochmals ausdrücklich danken. Er hatte mir etwas ermöglicht, was kein gewerblicher Verleih oder Verkäufer anbot: Er vertraute mir allein sein heiligs Blechle, seinen HS-M2 an für eine mehrstündige Probefahrt. Die Fahrt war dann jedoch kurz, da der Wechsel auf HS-M2 schnell entschieden war. Ich hatte das Glück, dass ich noch etwas auf der hohen Kante hatte, um seinen M2 LCI HS direkt zu kaufen, noch bevor der DKG verkauft wurde.
Nach nun fast 3 Monaten und 2000km Handschalter-M2 ist für mich klar: Es war mit Abstand die beste Entscheidung, den Stress und Risiko des Kaufs und Verkaufs auf mich zu nehmen. Die neue Spaßmaschine hat mich in dieser ganzen Zeit mental total vereinnahmt wie ein kleines Kind, obwohl er nur in der Freizeit bzw. am Wochenende bewegt wurde. Der HS-M2 ist um Größenordnungen geiler! Beide Arme und beide Beine arbeiten, spüren das Fahrzeug und verwachsen mit ihm. Da macht selbst Geradeausfahren oder durch die Stadt eiern richtig Bock. Das Teil fühlt sich zudem komplett anders an als der DKG-M2: Wie eine wilde schnaubende (=Kupplungs-Geräusch) Bestie, die gezähmt werden will. Mit etwas Erfahrung gelingt das zähmen auch wunderbar. Man kann ihn fast so schnell schalten wie einen DKG und hat dann gefühlt 0,0 Ladedruck-Verlust oder verzögerte Gasannahme (und dabei 30kg leichter, vllt. auch effizienter?). ABER: Etwas ganz essentielles bleibt dennoch erhalten: DIE ZUG-UNTERBRECHUNG! Und die braucht es auch für den maximalen Spass! Sie bewirkt, dass man den Schub besser wahr nimmt. Bei jedem Schaltvorgang merkst du (und dein Beifahrer) durch eine kurze "Re-Kalibrierung", wie krass der Karren schiebt, da reichen selbst 200ms Beschleunigungs-Pause. Das fehlt beim DKG: Er zieht konstant, man gewöhnt sich derweil etwas an die Kräfte und es wird langweiliger, so zumindest mein persönlicher Eindruck. Der Sport+ DKG-Ruck ist viel schwächer und geht in die falsche Richtung.
Vor wenigen Tagen hatte ich nach zwei Monaten DKG-Abstinenz eine letzte DKG-Fahrt unternommen, bevor er verkauft wurde. Das war erneut ein Eye-Opener. Er war nach der langen HS-Zeit anders als ich ihn in Erinnerung hatte: Noch schlimmer! Das Bus-Fahren- oder Beifahrer-Gefühl war prominenter. Diesmal fehlte etwas ganz gewaltig, und ich assoziierte im ersten Moment eine Amputation . Das perfekte Automatenschalten war steril und unspektakulär. Lenken, Gasfuß wippen und Knöpfchen drücken war noch übrig, das typische Playstation-Gefühl, wie man so schön sagt.
Das Dumme war nur: Dies war eine Demo-Fahrt, auf dem Beifahrersitz saß ein Kaufinteressent! Mir war total unwohl, denn ich wollte mir natürlich nichts anmerken lassen. Gute Miene zum bösen Spiel ist total gegen meine Natur bzw. Ehrlichkeits-Anspruch. Das habe ich aber irgendwie hinbekommen, denn er hat am Ende zugeschlagen. Mann, war das unangenehm. Niemals im Leben werde ich gewerblicher Verkäufer!!!
PS: Der Wagen war in absolutem top Zustand, bis auf den bauartbedingten Mangel des fehlenden Knüppels, welchen ich nicht verschwiegen hatte.
Meine Empfehlung für jeden Kauf-Interessenten:
Wer das Auto primär kauft, um Fahrspass zu haben jenseits des Berufsverkehrs, und wer nicht abgeneigt ist gegen Arbeit, Anspruch und Verantwortung, sollte UNBEDINGT den HS LÄNGERE Zeit (mind. mehrere Stunden) testen, sich an alles gewöhnen, und möglichst direkt im Anschluss selbiges mit dem DKG machen (BMW-On-Demand vermietet in München günstig stundenweise, leider nur DKGs). Macht euch einen Test- und Routen-Plan, damit ihr nichts vergesst. Anregungen, auf was zu achten ist, gibt es genug im Forum.
Bei geplantem Einsatz auf Rennstrecke: Rennstreckenerfahrung habe ich bisher nur wenig und nur auf dem Hockenheimring. Da war das Selbst-Schalten tatsächlich Peanuts und vermutlich ebenfalls ein Spass-Zugewinn vs. DKG (ungetestet mit DKG). Auf anderen Rennstrecken mag das DKG dann überlegen sein, wenn der Fahrer entweder ungeübt im Schalten ist und in der Hektik wenig Bock drauf hat, oder seinen Fokus auf das Sich-Messen mit DKG-Fahrern legt. Lastwechsel in Kurven mag auch ein Thema sein. -- Das sind alles mehr Vermutungen wie Erfahrungen.
Die markantesten Handschalter-Eigenheiten:
Rev-Matching: Automatisches Zwischengas mag dem einen oder anderen gefallen. Auf der Rennstrecke am ehesten sinnvoll. Kann via Coding deaktiviert werden, zusammen mit automatischem Gas (Achtung: Möglicherweise nur mit älteren SW-Ständen)
Automatisches Gasgeben beim langsamen Anfahren: Mag dem einen oder anderen gefallen. Kann via Coding deaktiviert werden, zusammen mit Rev-Matching (Achtung: Möglicherweise nur mit älteren SW-Ständen).
Verzögerte Gasannahme nach dem Schalten, vermutlich Bauteileschutz. Dies ist zur Zeit mein Haupt-Kritikpunkt am HS. Kann umgangen werden durch entweder extrem schnelles Schalten, Ausdrehen bis über 6000, oder Chip-Tuning (lt. Aussage eines professionellen Tuners mir gegenüber).
Vorteile Handschalter (im Hinblick auf ein reines Spass-Fahrzeug abseits der Pflichtstrecken):
DKG: Für viele Geschmäcker weniger Emotionalität, für manche Gemüter signifikant weniger!
HS: Für viele Geschmäcker mehr Emotionalität, siehe ein Extrem-Beispiel unter "Meine Geschichte" oben.
DKG: Mehrgewicht, ggf. weniger Effizienz (Vermutung, DKG braucht Kühler, man korrigiere mich, mit Quellenverweis).
HS: Höhere maximal-Beschleunigung beim HS spürbar. Vielleicht auch nur Placebo, oder Leistungs-Streuung.
DKG: Mehr Komplexität, mehr Elektronik. DKG hat bei mir einmal rumgespackt (mit alter SW von Ende 2017).
HS: Nur einfache Mechanik.
DKG: Blick aufs Kombi notwendig: Welcher Gang ist drin? Welcher Fahrmodus ist gewählt? Knöpfchen geben leider kein Feedback!
HS: Anfassen reicht. Das Kombi darf gerne ausfallen
DKG: Anfahren: Immer gleich, mit niedriger Drehzahl. Langweilig und anspruchslos. Initiale Beschleunigung teils schwierig zu dosieren, je nach Fahrmodus.
HS: Anfahren: Ein Traum Anfahren mit Schlupf / Quietschen möglich
DKG: Bevormundung: Nach Motorstart schnell anfahren: Es wird Geduld erwartet. Das DKG entscheidet, wann es los geht. Habe ich es eilig, kommt es vor, dass es meinen sehr kurz nach dem Anlassen gegebenen Vorwärtsgangbefehl überhört.
HS: Blick bleibt nach draußen gerichtet, Motorstart, Kupplung kommen lassen, rollt sofort.
DKG: Bevormundung: Rangieren: Es wird Geduld erwartet. Rückwärtsgang einlegen nach Vorwärtsfahrt dauert teilweise eine gefühlte halbe Ewigkeit (für meine Ansprüche). Vorwärtsgang nach Rückwärtsgang geht nur, wenn man brav Pfötchen aufs Bremspedal gibt.
HS: Rangieren ist regelrecht ein Genuss!
DKG: Bevormundung: Nach einem kurzen Sprint schnell Hochschalten von mehreren Gängen mit klick-klick-klick-klick bzw. Gänge überspringen geht nicht. Das Getriebe lässt sich dann ca. 5s Zeit, deine Knopfdrücke gemächlich abzuarbeiten (Mehrfach-Runterschalten geht aber immer super schnell).
HS: Man hat alles im Griff.
DKG: Bevormundung: Es schaltet trotz manuellem Modus selbst runter wenn untertourig. Das ist nicht deaktivierbar (der normale M2-User ist ja auch ein DAU, den es gegen seinen Willen zu beschützen gilt vor den verheerenden Folgen).
HS: Man hat alles im Griff.
DKG: Bevormundung: SEHR NERVIG: Niedertouriges Fahren innerorts wird verboten, aber nur im manuellen Modus: Hochschalten unterhalb 1400 RPM funktioniert dann nicht. Hochschalten in der Stadt ist somit Glücksspiel, oder man starrt immer auf den Drehzahlmesser. Mann MUSS auf Automatik (D) wechseln, um höher zu schalten und schön niedertourig zu rollen. Dann sollte man aber das aktivierte "D" nicht vergessen, wenn man mal beherzt aufs Gas latscht um lediglich Drehmoment aufzubauen, sonst ist man schnell der akustische Mittelpunkt des Geschehens.
HS: ICH entscheide über die Gänge, zu 100%!
DKG: Bevormundung: Ausrollen: Man muss auf der Bremse stehen bis er ganz zum Stillstand gekommen ist, ausrollen is nich, wenn man nicht auf N schalten will. Schaltet man aber auf N und kommt zum stehen, erwartet mein Beschützer, dass ich meinen Fuß zunächst aufs Bremspedal bemühe, um wieder losfahren zu dürfen.
HS: Ausrollen: Bremsdruck kontinuierlich zurück fahren, kuppeln, die letzten Meter frei ausrollen (meine Angewohnheit an Ampeln). Anschließend nach Herzenslust schalten und walten, ohne Brems-Pflicht.
DKG: Rollen mit abgestelltem Motor: Um den Wagen ein paar cm zu rollen, etwa um Standplatten zu vermeiden, muss der Motor gestartet werden. Kurzer Kaltstart ist nicht sehr förderlich für den Motor, oder für halb-leere Batterien im Winterschlaf.
HS: Gang raus, schieben.
Vorteile DKG (im Hinblick auf ein reines Spass-Fahrzeug abseits der Pflichtstrecken):
DKG: Schutz vor Überdrehen des Motors, oder andere Schaltfehler.
HS: Durch Verschalten kann der Motor überdreht und so beschädigt werden. Gebrauchtwagenkauf: Vermutlich kann via Fehlerspeicherauszug ermittelt werden, ob der Vorbesitzer Mist gebaut hat. Ob das zuverlässig ist, kann ich nicht sagen. Man sollte sich die Fehlerspeicherhistorie anschauen, um eine Löschung zu erkennen.
DKG: 4.3s von 0 auf 100 durch jeden Fahranfänger
HS: 4.5s von 0 auf 100 durch einen HS-Experten
DKG: Für manche Fahrer ein Vorteil, für andere ein Nachteil: Deutlich einfacher zu bedienen, etwa auf komplexeren Strecken bei sehr sportlicher Gangart
HS: Für manche Fahrer ein Vorteil, für andere ein Nachteil: Kann anspruchsvoll werden, etwa auf komplexeren Strecken bei sehr sportlicher Gangart
DKG: Extrem entspanntes Cruisen möglich (falls man Spass daran hat).
HS: Mehr körperliche Mitarbeit notwendig.
DKG: Man kann gleichzeitig an der Freundin rummachen, während man die anderen Verkehrsteilnehmer abhängt.
HS: Man muss sich entscheiden.
Mein Fahrerprofil:
- 300-400tkm Fahrerfahrung, leidenschaftlicher Autofahrer, meist HS, selten Automat, unfallfrei
- Aus beruflichen Gründen verschiedene Fahrertrainings
- Schon immer HS-Liebhaber, seit kurzem HS-Fundamentalist
- ca. 5000km DKG-M2 LCI als Freizeit-Fahrzeug, viel Landstrasse, wenig Stadt oder Autobahn
- ca. 2000km HS-M2 LCI als Freizeit-Fahrzeug, viel Landstrasse, wenig Stadt oder Autobahn, Rennstrecke
- immer sportlich unterwegs, auch zum Einkaufen Ideallinie und inzwischen Heel-Toe-Übungen
PS: Videos sagen mehr als 1000 Worte - So fährt Luke einen HS-M2 auf der Nordschleife:
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