So, da die letzten Tourenberichte so gut ankamen, hau ich hier mal noch einen raus. Der ist nicht ansatzweise so spektakulär wie die Walter Tour - aber dafür viel einfacher nachfahrbar. Wer das organisiert hat, kann sich der geneigte Leser ja denken.
Freiburg - Lago Maggiore
Wir haben das in der Gruppe bereits 3x gemacht, daher fasse ich hier alle Erlebnisse zusammen. Natürlich fahren wir nicht über die Autobahnen, sondern über Pässe. Welche genau, dazu kommen wir noch.
Option A ist das in 2 Tagen zu machen: Samstag hin, Sonntag rück. Das haben wir ein Mal gemacht, ist absolut machbar. Von der Anstrengung her kein Vergleich zur Walter-Tour. So muss man keinen Urlaub nehmen! Mehr Genuss bietet jedoch:
Option B: Freitags ein paar Überstunden verbrennen und da schon fahren. Dann ist der Samstag vor Ort als Ruhetag, Hipster würden sagen Chill-Tag, frei und es geht erst Sonntag zurück. Das hat mehrere Vorteile, u.a. kann man sich Freitagabend ruhig 2-3 Gläser mehr trinken - da Samstag kein Fahrtag ist. Generell kann der Abend länger werden, was einfach schön ist da unten in guter Gesellschaft. Was man am Samstag so machen könnte, erläutere ich später.
Es läuft also wie folgt:
Treffpunkt Freitag in Allerherrgottsfrüh auf einem Parkplatz an der A5, irgendwo zwischen Freiburg und Basel
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Pro Tipp: Man benötigt für die Schweiz keine klebende Vignette mehr! Man kann das mittlerweile online erledigen (Das Internet ist für uns alle Neuland!) und das Kennzeichen einfach registrieren. So wird man nicht zum Vignettensammler. Irre, dieses Internetz!
https://via.admin.ch/
Vom Parkplatz gehts ab Richtung Gotthard - bis ganz kurz davor: Da führt unser Weg rechts den Sustenpass nauf. Bei Stau könnt ihr deutlich früher von der Bahn runter, die Landstraße führt genau da hin, wo ihr hin wollt.
Anhang anzeigen VID_20230623_110746.mp4
(N43 mit Carbon-Intake)
Der Sustenpass ist einfach herrlich zu fahren. Gerade für Leute aus dem Flachland, die etwas Respekt vor den Alpen haben ist der Sustenpass super zum rein kommen. Oben gibts nach dem Tunnel einen riesigen Parkplatz auf der rechten Seite. Hier sieht man immer ein paar italienische Pferdchen und so Zeug. Manchmal sieht man aber auch fast gar nichts
Die Abfahrt in Richtung Innertkirchen ist, für mich persönlich, landschaftlich mit das Beste, was es zu fahren gibt. Einfach herrlich. In Innertkirchen dann links abbiegen über die Gleise, in Richtung Grimselpass / Grimselwelt. Vorher bietet sich im Ort, direkt an der Grimselstraße, noch eine Tankstelle an
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Ist aber eine Automaten-Tanke, also keine Pipi-Box! Die Aussicht ist aber ganz nett:
Dann weiter in Richtung Grimselpass. Der ist ganz anders als der Susten, total felsig - aber ebenfalls traumhaft zu fahren. Jetzt lohnt es sich, wenn man sehr früh gestartet ist: Die Wanderschikanen von Hymer und Konsorten zuckeln mit 20 km/h den Berg hinauf. Man möchte nebenher joggen und gegen die Fahrerscheibe hämmern um zu fragen wies so läuft.
Wer gern schöne Bilder von seinem Auto machen will, bei den Koordinaten
46.648876, 8.297600 bietet sich eine geile Photo-Op am Fluss. Schweizer Instagram-Nutzer machen dort gern Bilder.
Aber auch kurz vor dem Pass, bei 46.594225, 8.325928 gelegen in einer Spitzkehre kann man super Bilder machen:
Auf der Passhöhe gibt es wieder jede Menge Platz, aber auch gern mal viel Verkehr.
Dann hinab ins Rhone-Tal - mit bestem Blick auf den Furkapass vis-a-vis.
Anhang anzeigen VID_254880407_235222_609.mp4
Herrlich zu fahren, wieder! Aber entgegen Eurer Erwartung gehts jetzt nicht den Furka hoch, sondern das Rhone-Tal hinab. Eine tolle Landschaft. Es ist krass, wie wenig Kilometer Luftlinie zwischen Innertkirchen und hier liegen, aber die Vegetation ist ganz anders. (Man merkt, dass man alt wird, wenn man auf son Scheiß achtet, oh man)
Obacht: Hier bieten sich jetzt einige Tankstellen MIT Pipibox.
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Für die besonders durstigen unter uns...
Weiter durch das Rhone-Tal! Wer sich fragt was der riesige Berg auf 12 Uhr ist: Mont Blanc. Da war ich schon mit einem Heli oben, aber das ist eine Geschichte für ein anderes Forum..
Man kommt irgendwann an einen sehr großen, sehr geschäftigen Kreisverkehr an dem viele interessante Schilder hängen. Eines davon weist in die Richtung Simplon / Milano. Dem folgen wir. Der Simplon ist wirklich wunderbar: Sehr breit, lang gezogene Bögen. Wenn der Verkehr es gestattet, kann man hier schon ziemlich zügig fahren und die Fliehkräfte genießen. Fun fact: Der Simplon hat keine Wintersperre. Oben gibts ein kleines Café mit sehr sehr freundlichen Mitarbeitern. (Pipibox confirmed)
Die Aussicht von hier ist absolut atemberaubend! Ich poste davon absichtlich keine Bilder, fahrt hin und ziehts euch rein!
Interessant am Simplon finde ich, dass die Südrampe ganz anders ist, als die Nordrampe: Total schmal, unten wie eine enge Schlucht. Und was find sich in der engen Schlucht? Eine Tankstelle für die ganz besonders durstigen unter uns..
Und dann schlängelt es sich so aus den Alpen heraus, auf die frisch gemachte italienische Autobahn. Bei unserer ersten Lago-Tour war die noch mit Belag aus gefühlt 1944 versehen und einige Bodenwellen konnte einem ganz locker die Amalgam Zahnkrohnen entfernen. Junge hats da gescheppert bei 100km/h. Aber wie gesagt, die E62 ist frisch gemacht mittlerweile
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Also gönnt Euch. Richtet Euch nach Domodossola und dann Baveno.
Kleine Anekdote: Als wir das 2023 gemacht haben, war ich noch mit meinem E92 320i unterwegs. Auf der genannten Autobahn ging bei mir plötzlich die Reifendruckwarnung an. Nun muss erwähnt werden, dass der E92 (oder meiner zumindest) noch kein RDKS hatte, sondern der hat das über die Raddrehzahl überwacht. Das System hat nicht gemeldet, bei WELCHEM Reifen der Druck nicht stimmt. Nur, DASS der Druck bei einem Reifen nicht stimmt. Ich also direkt Panik. Ersatzrad natürlich nicht an Bord. Sofort Meldung per Funk an die anderen, bei sehr langsamer Fahrt und Warnblinker. SEHR langsam. Ich meinte auch zu spüren, dass er schwammig wird beim fahren.
Nu find mal in Italien am Wochenende eine Werkstatt, die 225er Schlappen da hat, offen hat und Bock hat! Wir also von der Autobahn runter, auf einen Parkplatz am Ortsrand. Alle Mann um den E92 herum geschlichen und Reifen geflüstert. Hm. Mhm. Hm Hm. Nix genaues weiß man nicht. Dann meldete sich meine bessere Hälfte vom Beifahrersitz. Sie hat die Zeit genutzt und die Betriebsanleitung des Kraftfahrzeugs konsultiert, aus welcher sie nun gekonnt vorlas:
(ich rezitiere sinngemäß aus dem Geiste wieder) "Bei sportlicher Fahrweise können die Temperaturen in den Reifen steigen. In Kombination mit schwankenden Außentemperaturen, zum Beispiel auf Bergen, kann dies zu einem Alarm des Reifendrucküberwachungsystems führen."
Großes Gelächter, alle wieder ins Auto, ab dafür!
Bei Stresa dann von der Autobahn runter, kurz durch die Ortschaft und dann rechter Hand auf den Hof des Grand Hotel Bristol.
Nicht das günstigste UND nicht das beste Haus am Platz
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Aber das Haus, mit der flachsten und größten Tiefgarage
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Außerdem ist die Terrasse fürs Frühstück, naja, seht selbst:
Die anderen Hotels in der Reihe sind auch alle zu empfehlen - haben aber teilweise extrem enge Tiefgaragen. Wir haben auch schon auf dem Parkstreifen vor dem Hotel geparkt, an der Straße - geht bedenkenlos!
Spätestens wenn der 85 Jährige Italiener mit dem weissen Lamborghini Countach LP400S sein Fahrzeug bei hochgeklappter Tür, stilecht mit Gucci Loafern vor Deinen BMW parkt, weißt Du Bescheid. Übrigens: Seine Frau fuhr im Skoda hinterher, falls was is, von Arsch-der-Heide in Italien, bis da her
Geheimtipp zum parken, wenn beim Hotel (vorher Bescheid geben, dass ihr Plätze braucht!) alles voll sein sollte: Bei den Koordinaten 45.883969, 8.535785 ist ein kleines Parkhaus. Die Straßen da sind eng, aber man kommt gut durch.
Bei der Planung ist folgende Webseite unerlässlich:
https://www.alpen-paesse.ch/de/
So, jetz is des doch alles viel länger geworden als ich beabsichtigt habe. (Man merkt, dass man alt wird, wenn man die Leute totschwatzt)
Die Rückfahrt folgt dann im nächsten Post, da gibt es ebenfalls ein paar nette Varianten.