OT, aber dennoch: Nicht die Politik hat das Ende von Nokia, Kodak und Co eingeleitet, sondern neue Technologie. Ich kann deine persönliche Frustration verstehen, weil dein Arbeitgeber direkt und massiv von der aktuellen Disruption betroffen ist. Sieht ja bei Elring-Klinger, Freudenberger, etc. nicht anders aus.
Das Problem für die Automobilzulieferer ist auch, dass die nächste Anschlussmöglichkeit für die eigene Kompetenz zwar die H2-Brennstoffzelle ist, diese aber für die Passenger Cars nicht vor 2030 an Relevanz gewinnt. Züge, Schiffe, Busse, LKWs schon jetzt, aber eben keine PKW. Und im Wasserstoffkosmos zieht zunächst die Wasserstoffherstellung, dann die Distribution und Speicherung und erst danach die Brennstoffzelle an.
Aber wer E- oder Wasserstoffmobilität als Hexenwerk und technologisch als zu weit hergeholt betrachtet, der sollte sich mal in Ruhe überlegen, wieviel technischer Aufwand eigentlich erforderlich ist, damit ein Liter Rohöl aus 3000m Offshore-Bohrtiefe in einem schicken F87 in Vortrieb umgewandelt werden kann. Für uns wirkt das alltäglich, weil das über 100 Jahre gewachsen ist. Objektiv ist es aber viel komplexer als aus dem Strom des heimischen industriellen Solarfeldes (die günstigste Art, Strom zu erzeugen) Wasserstoff zu erzeugen und den in einen PKW zu vertanken.
Nein, du hast es immer noch nicht verstanden was ich ausdrücken möchte. Vielleicht erkläre ich es zu kompliziert.
Wenn wir es jetzt mal Frustration nennen wollen, ok.
Aber ich bin keineswegs frustriert aus der Position meines Arbeitgebers. Wir machen bereits mehr Umsatz mit Elektromobilität als mit klassischen Verbrennerprodukten. Und da ich im NKW Bereich tätig bin, ist mein Umfeld sowieso komplett anders gelagert.
Aber meine Frustration rührt daher, dass wir uns (als Firma aber auch als Arbeitnehmer) nicht frei entfalten können und abgehängt werden (könnten). Chancen sehen aber nicht verfolgen und so die Potentiale anderen überlassen. Wir müssten da VIEL MEHR machen, aber in allen Bereichen und nicht jetzt schon viel zu dediziert!
Das Wirtschaftswunder in den 50er haben bestimmt keine Controller ausgelöst, sondern Macher.
Das Problem ist, dass wir keine Technologieoffenheit in Deutschland mehr haben. Nicht von der Politik aus, nein nicht mal de Lobbyapparat macht die Augen auf!
Wir lehnen uns als Deutsche zurück und denken, was wir als Richtig ansehen, das wird Gesetz. Wenn die EU die Atomkraft und Gas jetzt als grün einstuft, erheben wir uns als die guten Deutschen echauffiert und heben alle Zeigefinger in die Luft! Skandal!
Vielleicht aber hat tatsächlich mal einer in Brüssel nachgedacht und nachgerechnet was das denn die nächsten 20 Jahre bedeuten würde, wenn wir in Europa kein Gas oder Atomkraft nutzen würden, wenn die Prognosen nur halbwegs zutreffen - richtig: wir müssten Kerzen aufstellen. Ein paar weniger in Deutschland, richtig viel in anderen europ. Ländern.
Diese Planwirtschaft hat schon Jahre zuvor bei der Energiepolitik angefangen (nach jahrzehntelangen Subventionen in die Private Solarenergie-die sich ansonsten auch damals schon nicht gerechnet hätte) Wir haben (fast) die teuersten Strompreise in Europa - in einem der industriestärksten und damit stromhungrigsten Umfelder in Europa! Nur leider ist das DIE Ressource der Zukunft. Strom. Absolut nicht konkurrenzfähig unser Strommarkt, weil viel zu teuer, überreguliert, ineffiziente Infrastruktur usw
Oder die fast tote Windkraftindustrie, erst gehypt dann tot reguliert und zum Stillstand protestiert durch grüne Wähler, die im Vorgarten aber nicht auf was grünes Schauen möchten.
Zurück zum Automobilsektor:
Hier gibt es gerade im Verbrennerbereich noch sehr viel Potential um uns als Transfertechnologie noch locker 15 Jahre locker
Zeit zu verschaffen und gleichzeitig sehr viel Ressourcen zu sparen. Aber wenn das Herr Volkswagen nicht gut findet, findet das Berlin eben auch nicht gut. Und wenns bitte schnell gehen soll, dann bitte noch schneller. Ich fordere und fördere als Regierung halt erst mal zig E-Autos - mir doch egal wo die hundertausenden Laeternenparker in Stuttgart abends die Karre vollladen.
Was juckt mich Infrastruktur?
Wo kämen wir denn hin wenn Die OEMs gleichzeitig Geld ausgeben müssten für sparsame Verbrennertechnolgie
UND E- Mobilität... Das überlassen wir mal lieber den "kleinen" Zulieferern. Die jetzt unter fallenden Verbrennerzahlen leiden aber gleichzeitig unter enormen Zeitdruck russisch Roulette spielen müssen.
Da werden viele mittlere und kleinere Betrieb untergehen - da wirds keine Transformation geben!
Es gibt wirklich clevere Ansätze, die wir und andere in Deutschland vorantreiben könnten, es aber schlicht
nicht dürfen, weil kein offener Markt dahingehend mehr gewünscht und unterstützt wird. Ohne Unterstützung des Staates sehen wir aber nur zu wie es z.B. China macht und Firmen dahingehend extrem pusht - den Wettlauf haben wir in vielen Bereichen schon verloren. Als Beispiel wieder den Wasserstoffverbrenner oder die ungeliebten E-Fuels. Gibts beides schon lange in Deutschland, aber bekommt keine Chance.
Ich würde meine Gedanken also eher nicht als Frustration sehen, sondern als Sorge um Perspektiven.
Sorge deswegen, weil über 75% aller Anfragen der OEMs oder Zulieferer aus China kommen. Noch hören die sich an was wir hier treiben, aber das kann sich nach ein paar Lernkurven ganz schnell ändern! Auch die arrogante Haltung der deutschen Premiumhersteller wackelt - viele Chinesen möchten nach neusten Erhebungen in Zukunft lieber chinesiche Autos kaufen, auch im Premiumsektor. Soviel zum größten Autoweltmarkt.
Und zur Einordnung:
Beruflich sowieso durch die Prokjekte aber auch privat bin ich sehr an der E-Mobilität interessiert und das wird auch kommen - nicht falsch verstehen.
Die Frage ist nur wer stellt sie her und wer kann es sich noch später leisten?